Dieser Text ist eine Art Aneinanderreihung von Notationen, die über die Jahre neben meiner Malerei entstanden sind. Sortiert, gestrichen, zusammengefasst und wieder gestrichen - für die Veröffentlichung in diesem Buch ist eine Reihung von Gedanken übrig geblieben, die meine Intentionen beim Malen und Zeichnen deutlich machen. Dünne, vielfache Schichten überlagern sich, lassen Durchblicke zu oder verdecken das Geheimnis.
Vorstellungen bildhaft machen – keine realen Abbilder
Unbestimmte Räume
Aus einem Detail heraus ergibt sich ein Ganzes
Rätsel der Schöpfung
Die Kieselsteine unter den Fingernägeln beim Malen
Die Entscheidungen in der Kunst sind einsam
Mit dunklen Augen das Licht suchen
Herausfinden, was für einen am Ende gültig ist
Wo wir sind, wenn wir die Augen schließen
Späterhin
Wie soll man die Entstehung von Kunstwerken rechtfertigen
Schattenzweige
So als wenn man keine Sprache versteht und auf sich gestellt alles neu entdecken muss
Der Moment, in dem der Prozess des Gestaltwerdens zum Inhalt der Kunst umschlägt
Meine Bilder funktionieren, sogar bei Regen
Aufdringlichkeit
Bilder/Malerei zu Ende denken
Mit Wagnis malen – so oder so
Eindrücke zu Farben verwandeln – und dabei meine Bedeutung der Farben zeigen
Seine Dimension erkennen
Vor wessen Augen stehenbleiben und sich selbst erahnen
Sich der Gegebenheiten bewusst sein
Und allein
Wie reagiert ein Betrachter auf meine Bilder – Ich weiß es nicht. Ich muss es nicht wissen. Vielmehr: Wie reagiere ich auf meine Malerei. Und wie auf ein fertiges Bild?!
Tägliche, innere Monologe
Ein „nichtfertiges“ erregt meine Aufmerksamkeit, mein Denken
Keine substantielle Erinnerung
Malerei ist nicht die Darstellung der Wirklichkeit, sondern die Darstellung ihrer Erscheinung, so wie sie z.B. sichtbar wird. Die Welt um einen herum ist nicht abbildbar: Nur durch empirische Erfahrungen (Selbsterfahrung) kann sich ein Bild als Sichtbares darstellen.
Das Handeln (wie auch immer das gemeint und begriffen wird) ist sinngebend.
Und so wird der Weg bestimmt.
Und so beginnt es in der Erinnerung zu leuchten.
Zögernd eine Farbe mischen – dunkel
Es braucht seine Zeit, bis man sich in die dunklen Farben eingesehen hat, sie unterscheiden kann. Die Farben ziehen das Licht an. Einsame Wanderungen laden ein: sich in die Fläche mit all ihren Entscheidungen einzusehen – so lange. Unschlüssig am Geschehen, hinein ins Geheimnis.
Bildhandlungen
Etwas überschreiten
Farben überschreiten die Bildhandlungen
Nach Mitteilungen verlangen
Wasserstreifen – regenweiß nachgezeichnete Konturen
Träume sprechen
Solange es dauert
Durchscheinend, durchscheinender Seelenraum
Sagbarer Teil des Traumes wird ausgesparrt
Formen sehen, aus einem Zusammenhang (z.B. die Beine des Menschen) – diese Formen dann isolieren, absolut sehen. Und diese Formen dann farbig sehen, farbig denken. Den Formen eine Farbe geben.
Dinge, die an andere Dinge erinnern
Ungeduldig den Beginn ... ... der Musik
... des Nebels
... der Nacht abwarten
Jedes Detail eine Welt
Es ist keiner, der vor mir malte mit diesen Farben
Es ist kein Verzicht auf die Bildlichkeit der Natur, sondern vielmehr: ein neuer Zugang zur Natur der Bilder. Und dies mit der absoluten Wahrnehmung, ohne Wissen von Bedeutung. Sich den Gegebenheiten bewusst sein – natürlich immer Entbehrlichkeiten hinnehmen – um zu einer Farbe zu kommen. Es sind immer die gleichen täglichen inneren Monologe, um Eindrücke in Farben zu verwandeln. Die Welt wird von der Farbe aus betrachtet.
Die Leinwand atmet – und schweigt. Die Farbe atmet – und schwingt, leicht.
Die Farbe als Anlass, um über das Denken nachzudenken. Das Denken als Bewegung im Raum. Das Schweigen in meinem Atelier. Und allein.
Zartheit der ersten Findung
Vom Wissen, was unter der Oberfläche ist
Farben sind Ausdruck der Tiefe einer Bildoberfläche der Leinwand
Schritte zu den Abgründen – in die Abgründe
Beobachterposition
Hinübergreifen ins Ungewisse
ins Gewisse
Beobachtungs- und Wartezustand
Ernsthaftes Arbeiten
Schätze ausbreiten – behutsam und eifersüchtig darüber wachen
Dinge neu ordnen, nach Ursprüngen forschen und nach namenlosen Gesetzen. Und dies alles in der Enge der Welt und in der Weite des Denkens
Die Erhabenheit des Bildes, der Farben
Tagträumende Bewusstseinszustände, kon- und destruktive Elemente davon
Beim Warten offen sein, auf das, worauf wir warten
Eine bestimmte Wirklichkeit erfassen
Immerwährende Handlung Ein scheinbar gleicher Prozess, der die Bewegung beeinflusst. Denken als Bewegung im Raum. Aber auch die „immerwährenden Handlungen“, die sehr vertraut, zu einem bestimmten Punkt zurückführt: z.B. das Reiben einer Kastanie in der Manteltasche als Beruhigung beim Gehen. Oder das Betrachten eines Gegenstandes im Atelier, wenn man an einem Bild malt.
Gewöhnung an Geräusche
Eine Farbe dringt in das Bewusstsein der Wahrnehmung
Alle Töne durchdringen sich, alle Formen greifen ineinander
Die Malerei ist verloren, wenn sie artig wird, wenn sie nicht mehr mit allen Risiko an den Rand des Möglichen und an die Schwelle des Lächerlichen geht.
Den Trost der Arbeit, den Trost der Hände Tagwerk
Kraft des Stilstandes – Nachdenken über Bewegung im Raum
- Reflexion über Bewegung in der Zeit
Frage nach dem Sinn?!
Bild als Ereignisraum
Vergängliche und verborgene und die ewigen Bilder in uns
In einer Farbe thronen
Der Raum zwischen Gegenstand und Betrachter ist voller Hindernisse, Versuchungen und Ablenkungen; Gründe und Einbildung, die die Aufmerksamkeit beeinflussen – aber auch im positiven Sinne. Die Atmosphäre Zwischen Leinwand und dem Maler, sie zu spüren erleichtert den Einstieg ins Bild.
Künstler: ein Privileg, sich eine gewisse Zeit zu verlieren; existentielle Entscheidungen, sich seinen eigenen verschlungenen Weg zu suchen; in die Welt zu gehen und auch irren zu können;
Die Wahrheit liegt in der Tiefe – in der Tiefe einer kühlen, distanzierten intellektuellen Farbe. Blau.
Wo ich bin, dreht sich meine Welt.
Die Zeit und die Überlegungen ändern nach und nach die Art zu sehen, und schließlich kommt der Verstand nach.
Der Pinsel kratzt auf der Leinwand und die Farbe erschrickt
Am Herzen gepackt werden
Licht ist kein Ding, das reproduziert werden kann, sondern etwas, was mit Farbe dargestellt werden muss.
Malerei Die Suche und das Bestreben nach ewigen Normen für Wahrnehmen und Begreifen – so wie die menschliche Vernunft etwas Ewiges und Unveränderliches ist, so ist die eigene Wirklichkeit ewig und unveränderlich. Malerei hat den Anspruch und die Notwendigkeit in sich, das aufzuzeigen. Ewig und Unveränderlich sind geistige und abstrakte Musterbilder und versucht man, nahe zu kommen. Die Ideen der Malerei können nur über die ewigen und universellen Gegebenheiten der Malerei etwas sagen und urteilen – während die Kriterien eines einzelnen Bildes vom Meinen und Fühlen abhängig sind. Jedes einzelne Bild ist den Emotionen untergeordnet. Jedes sinnliche Wahrnehmen ist ein anderes, auch von der Zeit abhängiges Wahrnehmen – aber die ewigen Ideen der Malerei bleiben bestehen. Und darüber urteilt die Vernunft.
Man kann heute nicht mehr nicht wissen – wir sind nicht mehr unschuldig.
Einen Gedankensprung
Haltloser Einstieg
Einer Stimmung Resonanz geben
Nähe verwandelt ihn
Der winzige Schritt war waghalsig
Ein Tag vergeht in einer Minute. 24 Stunden sind in einer Minute vorüber.
Ich stelle mir bei einem Bild, Gedicht ... etwas vor: ... Und höre nicht mehr auf. Für wen ist das wichtig.
Luftschwebendes – in die Luft heben
Beginn von luftschwebenden
Sich fremdmachen, so langsam
Mantelig umfließen
Helligkeit beginnt zu dämmern
Stimmen unhörbar
Wandern ohne End
Ich frage!
Sich kostbar fühlen
Sich erheben und wachsen
Wenn man einen Tag gewinnt
(Nicht) zu Gebote stehen
Zeitweises festhalten
In einem Schatten verschwinden
Augensinn
Mit einem Pinselstrich beginnt eine Geschichte.
Das Schweigen dauert. Die Dunkelheit gebietet. Mit sich selbst reden. Da ist doch Licht zu sehen.
Malen ohne Erinnerung
Es gibt Hindernisse, die nicht durch Malerei überwunden werden können.
Etwas abgeben
Die Welt fliehen sehen
Kleinaussehen kleiner sehen als gewohnt
Gewohnheiten nicht geübt
Ursprung meiner Farben Durch scheinbar endlose (und doch bedingte) Übermalungen von dünnen Farbschichten wird eine Verdichtung der Bildoberfläche erlangt. Die Beendigung der Malerei an einem Bild, dieser gewisse Punkt wird meist über einen schmalen Grad, bei dem der Absturz ins Klägliche, Lächerliche unmittelbar ist, erreicht. Alles kann kippen, dennoch wie besessen an Nuancen arbeiten. Bilder sind sich selbst bewusst, sind durch sich selbst Aussage – stets ein Geheimnis in sich tragend.
Hinsehen oder nicht
Sich hinauslehnen, um etwas zu sehen
Lärm zieht in die Stille ein. Dunkelheit zieht in den Tag.
Aus Anspannung wird Frösteln
Zwanghafte Tätigkeit
Ich will in meiner Kunst keine Richtung angeben, wohin der Betrachter geführt werden soll.
Bilder betrachten, nicht um eine Geschichte vermittelt zu bekommen, sondern eine Eindruck, eine Empfindung, eine Erwartung, eine Neugierde.
1997
MAGIC MOMENTS
Im Atelierhaus in der Clemensstrasse stellen Caterina Behrendt, Roman Schöni, Wiltrud Wagner, Bettina Thierig, Ingrid Petersen, Birte Juling und Tiemo Schröder aus.
Samstag, den 31.8.2024
von 18.00-22.00 Uhr